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DYSARTHRIE – GEZIELTE SPRACHTHERAPIE IN EINER PRAXIS FÜR LOGOPÄDIE

Unter einer Dysarthrie versteht man in der Logopädie eine erworbene neurogene Sprechstörung, die durch eine Schädigung des zentralen oder des peripheren Nervensystems verursacht wurde. Grundlegend handelt es sich um eine Störung der Lautbildung bzw. der Artikulation, jedoch können auch Atmung, Sprechmelodie und Stimmgebung mitbetroffen sein. Dysarthrien können gleichzeitig mit einer Aphasie auftreten, womit dann zusätzlich die Bereiche Sprachverständnis und Sprachproduktion betroffen sind.

MÖGLICHE URSACHEN UND SYMPTOME EINER DYSARTHRIE

Sprechstörungen, wie Dysarthrien, können durch eine Hirnverletzung, etwa durch einen Schlaganfall, eine Hirnblutung oder auch durch ein Schädel-Hirn-Trauma verursacht werden. Hierbei werden die Nerven im Gehirn verletzt, welche für die Sprechmuskulatur sowie den Kehlkopf verantwortlich sind. Die Betroffenen sind dadurch nicht mehr fähig, ihre Sprechmuskulatur oder ihren Kehlkopf wie gewohnt zu steuern und benötigen therapeutische Maßnahmen, wie eine Sprachtherapie, um wieder wie gewohnt sprechen zu können.

Das Auftreten der Symptome ist individuell und von Patient zu Patient unterschiedlich. Sie können allein, aber auch in Kombination auftreten.

In der Logopädie unterscheidet man dabei grundlegend folgende Symptome:

Störung der Artikulation: Eine Störung der Artikulation (Lautbildung) tritt durch die Lähmung der Sprechmuskulatur auf. Kiefer-, Gesichts- oder auch die Zungenmuskulatur können nicht mehr ausreichend bewegt werden, wodurch die Bildung der Sprachlaute gestört wird. Die Aussprache des Betroffenen wirkt oft unverständlich, genuschelt oder verwaschen. Eine weitere Folge der Sprechstörung ist Nasalität, die durch eine Schwäche der Gaumensegelmuskulatur auftritt.

Störung der Atmung: Eine Verletzung der Nerven, die das Zwerchfell versorgen, kann eine Atemstörung zur Folge haben. Durch eine geschwächte Atemmuskulatur ist die Atmung des Betroffenen meist kurz und flach. Atmen und Sprechen können nicht mehr miteinander koordiniert werden, so dass der Betroffene nur noch flüstert oder abgehackt und ruckartig spricht.

Störung der Stimme: Werden der Kehlkopf bzw. die Stimmbänder verletzt, wirkt sich dies auf die Tonhöhe der Stimme aus. Die Stimme kann durch die Sprechstörung plötzlich tiefer oder höher klingen als zuvor, ohne dass es dem Betroffenen bewusst wird. Ebenso haben die Betroffenen oftmals keine Kontrolle über die Lautstärke der Stimme sowie über die Tonhöhen.

Störung der Prosodie: Unter Prosodie versteht man die Sprechmelodie, also das Heben und Senken der Stimme. Bei einer Sprechstörung können sich die Betonung von Wörtern, der Rhythmus sowie das Tempo stark verändern. Durch die fehlende Lautstärkevariation entsteht vor allem ein gleichförmiges und monotones Sprechen. Viele Betroffene einer Dysarthrie sprechen auch oft zu langsam oder zu schnell bzw. legen unangemessen lange oder kurze Sprechpausen ein.

WAS SIND DIE FOLGEN EINER DYSARTHRIE?

Wird eine Dysarthrie nicht durch therapeutische Maßnahmen, wie eine Sprachtherapie behandelt, kann dies zu Frust oder sogar zur sozialen Isolation beim Betroffenen führen, denn viele von Dysarthrie Betroffene werden aufgrund ihrer undeutlichen Aussprache von anderen nur schwer verstanden. Die Umgebung reagiert oft negativ auf Menschen mit dysarthrischen Sprechstörungen, so dass sich die Betroffenen aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Wichtig ist daher zur Unterstützung der Rückbildung ein schneller Beginn logopädischer Maßnahmen.

VERLAUF EINER DYSARTHRIE

Der Verlauf einer dysarthrischen Sprechstörung ist von der Ursache abhängig.

Wurde die Sprechstörung durch einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung hervorgerufen, kann der Krankheitsverlauf in zwei Phasen unterteilt werden. Die erste Phase, auch akute Phase genannt, tritt bis ca. 6 Monate nach Beginn der Erkrankung auf. In dieser Zeit ist mithilfe einer Sprachtherapie eine rasche Besserung möglich, da sich das Gehirn von seinen Verletzungen erholt. In der folgenden chronischen Phase können die Beeinträchtigungen weiterhin durch eine logopädische Therapie verbessert werden. Dies ist abhängig vom Alter und gesundheitlichen Zustand des Betroffenen sowie vom Umfang der Hirnverletzung und der Motivation zum Üben.

Ist die Sprechstörung dagegen z. B. durch Parkinson, Multiple Sklerose oder Muskeldysthrophien entstanden, lässt sie sich nicht in eine akute oder chronische Phase einteilen, da der Verlauf oft fortschreitend ist. Dennoch ist hier eine Sprachtherapie in einer Praxis für Logopädie empfehlenswert, um bei einem fortschreitenden Prozess zu intervenieren und die Sprechleistungen zu erhalten.

WIE WERDEN DYSARTHRIEN IN EINER PRAXIS FÜR LOGOPÄDIE BEHANDELT?

Im Zuge einer Therapie der Sprechstörungen in einer Praxis für Logopädie sind zunächst eine gründliche Untersuchung und ein Patientengespräch erforderlich, um festzustellen, in welchen Bereichen die Sprechstörung vorliegt. Nur dadurch ist eine gezielte, individuell zugeschnittene logopädische Behandlung möglich.

Der Abbau der dysarthrischen Symptome wird durch verschiedene Übungen und Methoden erreicht. Da sich viele Betroffene ihrer eigenen undeutlichen Aussprache nicht bewusst sind, kann während des Wahrnehmungstrainings die Stimme auf Tonband aufgezeichnet werden, so dass der Betroffene seine eigene Stimme besser beurteilen kann.

Durch unterschiedliche Sprech- und Atemübungen werden anschließend die Beweglichkeit der Sprechorgane, das Schlucken sowie die Atmung, insbesondere die Bauchatmung, trainiert. Spricht der Betroffene sehr monoton, kann durch Vor- und Nachsprechübungen das Sprechtempo sowie die Variationen der Lautstärke geübt werden. Auch ein Training der Körperhaltung kann sich während einer logopädischen Behandlung positiv auf die Sprechstörung auswirken. Dadurch wird die Atemfunktion unterstützt und eine optimale Voraussetzung für die Sprechmuskulatur geschaffen.

Sie haben Symptome einer Sprechstörung und benötigen eine gezielte Diagnostik und Behandlung? Gerne berate ich Sie in meiner Praxis für Logopädie in Berlin Steglitz-Friedenau zu diesem Thema.

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